Intensivmedizin up2date 2007; 3(1): 69-80
DOI: 10.1055/s-2006-945090
Neuro-Intensivmedizin

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Bakterielle Meningoenzephalitis

Caroline  Schmidt, Hans-Walter  Pfister, Erich  Schmutzhard
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Publication Date:
21 February 2007 (online)

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Kernaussagen

Eine akute bakterielle Meningoenzephalitis erfordert die rasche Einleitung einer adäquaten antibiotischen Therapie sowie in der Initialphase eine konsequente intensivmedizinische Überwachung.

Diagnostik

Bei erwachsenen Patienten, bei denen ein Verdacht auf eine bakterielle Meningitis besteht, sollte unmittelbar nach der klinischen Untersuchung eine lumbale Liquorpunktion durchgeführt werden. Nach der Anlage von Blutkulturen werden unverzüglich Dexamethason (10 mg i. v.) und Antibiotika (z. B. Ampicillin und Ceftriaxon i. v., bei dringendem Verdacht auf eine Meningokokkeninfektion Penicillin G i. v.) verabreicht. Schwer bewusstseinsgetrübte oder fokalneurologisch auffällige Patienten werden unmittelbar nach Blutentnahme mit Dexamethason und Antibiotika anbehandelt. Eine Liquorpunktion wird in diesem Fall erst im Anschluss an ein Schädel-CT durchgeführt, sofern sich keine Anhaltspunkte für eine intrakraniale Druckerhöhung finden. Bei jedem Verdacht auf eine bakterielle Meningitis müssen am Aufnahmetag eine bildgebende Untersuchung (Schädel-CT mit Knochenfenster) zur Infektionsfokussuche und zum Ausschluss intrakranialer Komplikationen durchgeführt werden. Infektionsherde müssen rasch identifiziert (HNO-Konsil) und saniert werden. Entsprechende Untersuchungen sollten bereits am Aufnahmetag in die Wege geleitet werden.

Therapie und Verlauf

Eine fehlende klinische Besserung binnen 48 Stunden nach Beginn der antibiotischen Therapie erfordert eine erneute Fokussuche, die Erweiterung und ggf. Umsetzung der antibiotischen Therapie sowie die erneute Durchführung eines Schädel-CT oder Schädel-MRT zum Ausschluss intrakranieler Komplikationen. Komplikationen wie eine intrakraniele Druckerhöhung müssen konsequent behandelt werden (z. B. Oberkörperhochlagerung, Osmotherapie, externe Ventrikeldrainage bei Hydrozephalus). Bei einer septischen Sinus-sagittalis- oder Sinus-cavernosus-Thrombose oder bei kortikalen Venenthrombosen empfiehlt sich eine PTT-wirksame Heparinisierung. Die antibiotische Therapie sollte unter Berücksichtigung des klinischen Verlaufs und des verursachenden Erregers für mindestens 10 - 14 Tage fortgeführt werden.

Literatur

Hans-Walter Pfister

Klinikum Großhadern, Neurologische Klinik

Ludwig-Maximilians-Universität München
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81377 München

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